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KOji
oil on gesso (grey dyed)
170 x 120 cm
2020
german only:
Abstrakte Kunst von Stephane Leonard ist auch eine philosophische Offerte
von Marion Dammaschke
Woltersdorf. Stephane Leonards Kunst verblüfft. Der Anfang 40-Jährige, der an der Berliner Humboldt-Universität philosophische Seminare belegte, danach bis 2008 an der Hochschule für Künste in Bremen studierte und in dieser Zeit auch Meisterschüler bei Paco Knöller war, spürt in seiner nichtgegenständlichen Kunst den Übergängen des Seins nach und thematisiert die Schwellen des Wandels zwischen Werden und Vergehen. Für ein erstes Schlüsselerlebnis auf seinem Weg vom begeisterten Graffiti-Sprüher, für den Anfang der 90er Jahre die verlassenen Kasernen in Berlin-Karlshorst ein Abenteuer waren, hin zum ausgebildeten Künstler, sorgte eine aufgeschlossene Kunstlehrerin am Immanuel-Kant-Gymnasium in Lichtenberg. Sie wurde auf den talentierten und nach ihm gemäßen Ausdrucksformen suchenden Schüler aufmerksam und unterstütze ihn.
Für den geehrten Brandenburger Künstler sind Linien elementare und wichtige Gestaltungsmittel. Er nennt sie seine Werkzeuge, die geschwungen, gebrochen oder nur leicht angedeutet auf den überwiegend monochromen Untergründen aus Leinen, Baumwolle oder Papier erscheinen. Sie sind es, die die Flächen zerschneiden und zugleich neue Räume eröffnen. Stephane Leonard lädt die Betrachter ein, sich in diese Ereignisräume bildlich hinein zu tasten. Es sind Angebote, dem stetigen Wandel ins Ungewisse und den damit verbundenen Hoffnungen und Erfahrungen nachzuspüren. Auf seinen Bildern leben Nuancen in Schwarz und Weiß auf. Es braucht keine bunte, oder gar schrille Farbe, um Aufmerksamkeit zu erwecken. Davon können sich die Ausstellungsbesucher einen Eindruck verschaffen, wobei besonders vier großformatige Arbeiten die Blicke auf sich ziehen werden. Zugleich öffnen sich zart anmutende Bleistiftzeichnungen in ihrer Schönheit und erwecken neue Assoziationen.
Das Vortasten in Unbekanntes, in das „Noch-Nicht-Entschiedene“ und die Suche nach Ausdrucksmitteln für den permanenten Schwebezustand im Sein, paart sich bei Stephane Leonard mit viel Herzlichkeit und Bodenständigkeit. Wichtig sind ihm seine Kontakte zu den Studierenden an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW). Dort arbeitet er mit zukünftigen Produktdesignern zusammen und gibt Zeichenunterricht. Und wenn er von seiner Arbeit in seinem lichten Atelier für einen Moment aufblickt und im großen Garten seine Familie sieht, dann weiß er, dass sein Weg der richtige ist. KOji – so überschreibt er seine Woltersdorfer Ausstellung, benannt nach jenem asiatischem Wunderpilz, der Neues schafft.